Wissenschaft spezial
Autistische Kinder reagieren empfindlich auf Weizen-Gluten und Milch-Casein
Autismus wird in der Fachwelt als tiefgreifende Entwicklungs-, Wahrnehmungs- und Informationsver-arbeitungsstörung des Gehirns beschrieben. Das Asperger Syndrom ist eine leichtere Ausprägung
einer autistischen Symptomatik. Kinder mit autistischen Symptomen leiden oft an Magen-Darm-Beschwerden, was die Wissenschaft dazu veranlasste, einen Zusammenhang mit der Ernährung näher zu untersuchen, um herauszufinden, ob es Verbindungen zur Zöliakie beziehungsweise Gluten-sensitivität geben könnte.
In ihren Studien gingen Forscher dem Zusammenhang zwischen Weizenverzehr und autistischen Symptomen nach. Man nahm Blutserumproben und untersuchte sie auf Antikörper gegen Gliadin (ein Glutenbestandteil) und gegen Transglutaminase 2 (TG2). Das Serum der autistischen Kinder zeigte im Vergleich zum Serum gesunder Kinder signifikant höhere Werte der IgG-Antikörper gegen Gliadin, wobei autistische Kinder mit Magen-Darm-Beschwerden mit Abstand die höchsten Werte aufwiesen.
In weiteren Studien wurde neben einem Zusammenhang mit Gluten (trans-Indolyl-Acryloyl-Glycin) auch
ein solcher mit Milchcasein (bovine beta-Casomorphin 7) festgestellt. Man untersuchte Urinproben von Autisten und Legasthenikern und wies darin pathogene Abbauprodukte von Casein und Gluten nach. Diese Tatsache ließ die Wissenschaftler schlussfolgern, dass bei diesen Patienten ein Mangel an eiweiß-spaltenden Enzymen vorliegen muss, der in Verbindung mit einer geschädigten Darmschleimhaut mit erhöhter Durchlässigkeit dazu führt, dass die oben genannten pathogenen Abbauprodukte über den Blutweg ins Gehirn gelangen und dort für Entzündungen mit schädlichen Folgen verantwortlich gemacht werden können.
In einer weiteren Studie fand man heraus, dass eine gluten- und milchfreie Diät zur Besserung der Symptome und des allgemeinen Zustandes autistischer Kinder führt.
Fazit: Viele der Symptome, die bei Menschen mit Autismus zu beobachten sind, könnten folglich das Resultat einer Immunreaktion auf die Belastung mit Weizengluten und Milchcasein sein. Das legt eine gluten- und milchfreie Diät bei autistischen Personen nahe.
Quelle:
1) Lau NM, Green PHR et al. Markers of Celiac Disease and Gluten Sensitivity in Children with Autism.
PloS One, Juni 2013
2) Sun Z, Cade JR, Fregly MJ, Privette RM: b-casomorphin induces Fos-like immunoreactivity in discrete brain regions relevant to schizophrenia and autism. Autism. SAGE Publications and The National Autistic Society 1999; 3: 67–83.
3) Paul Whiteley, Paul Shattock, Ann-Mari Knivsberg et al. Gluten- and casein-free dietary intervention
for autism spectrum conditions. Front Hum Neurosci. 2012; 6: 344