Geschichten über Tiere
Die Kröte Rosi
Diese Geschichte ist wahr.
Ich mag Tiere sehr. Auch Frösche und Kröten. Die Liebe zu Letzteren verdanke ich meinem Erlebnis mit Rosi, einer Erdkröte, mit der ich sogar ein paar Jahre befreundet war.
Diese Erdkröte kam immer in den Garten, weil da ein kleiner Teich war, in dem sie planschen und ihre Eier ablegen konnte. Sie schien den Garten sogar richtig zu bewohnen, denn man sah sie ständig entweder im Teich schwimmen und sich mit dem kühlen Wasser erfrischen oder unter irgendwelchen Büschen gemütlich schlafen. Und des Nachts ging sie auf Jagd, um sich saftige Käfer und andere Insekten schmecken zu lassen. Zu diesem Zweck kam sie oft auf unsere Terrasse und lauerte dort auf Asseln, die sich in bestimmten Ecken in ausreichenden Mengen aufhielten. Sie waren so zu sagen ihre Lieblingsspeise.
Eines Tages fand ich sie unter einem Busch. Sie war verletzt und konnte nicht laufen. Sie lag im Sterben, weil sie sich kein Wasser und Essen mehr alleine besorgen konnte. Erst war ich ratlos, weil ich keine Ahnung von Erdkröten hatte. Ich dachte, man könne nichts machen und die Erdkröte würde
sehr schnell verenden. Da sie mir jedoch leid tat, überlegte ich fieberhaft, wen ich um Rat fragen könnte.
Da beobachtete ich auf einmal, wie Rosi versuchte, einem Feuerkäfer hinterherzulaufen, um ihn zu fangen, doch sie schaffte es nicht, da sie anscheinend von der Verletzung Schmerzen hatte und bewegungsunfähig war. Ich machte sie mit der Gießkanne nass und fing an, für sie Käfer zu sammeln, die ich ihr lebendig gab. Erdkröten fressen nichts, was schon tot ist. Rosi hatte einen bemerkenswerten Appetit, und ich musste schon sehr fleißig beim Käfer suchen und sammeln sein. Es machte mir Freude zu sehen, wie es ihr schmeckte und von Tag zu Tag besser ging. Nach drei Wochen war sie wieder gesund und konnte alleine für sich sorgen. Ich sah sie eine Weile nicht mehr.
Eines Tages kam sie wieder, weil sie schon alt und zu langsam geworden war und die Käfer nicht mehr jagen konnte. Da hatte sie sich sofort an mich erinnert. Ich fing dann wieder an, für sie kleine Käfer zu sammeln. Sie hat mir aus der Hand gefressen.
Es war eine richtige Freundschaft. Ich nannte sie Rosi, weil sie sehr sympathisch aussah. Rosi war die hübscheste Erdkröte, die ich je gesehen habe, und sie hinterließ auch viele kleine Erdkrötchen als Nach-kommen. Ich lernte sogar Rosi's Freund, den Vater der kleinen Kröten, kennen. Es war sehr lustig und lehrreich. Seitdem liebe ich alle Kröten, Frösche, Echsen und sonstige Kriechtiere.
Eines Tages starb meine Rosi an Altersschwäche. Ich habe sie im Wald begraben.
Die Fliege Susi
Diese Geschichte ist auch nicht erfunden.
Ich habe vor Jahren eine junge Stubenfliege bei mir überwintern lassen.
Sie flog im späten Herbst durch ein geöffnetes Fenster ins Haus herein. In der Küche versuchte sie dann anscheinend immer wieder, meine Aufmerksamkeit zu erregen, denn sie war ständig in meiner Nähe. Das war ärgerlich und ich nahm die Fliegenklatsche und wollte sie töten (damals konnte ich noch Fliegen töten, inzwischen fällt es mir sehr schwer, ist mir fast unmöglich, kann nur noch Mücken und Wespen töten, obwohl ich die leider sehr lästigen Wespen oft auch so loswerde, indem ich ihnen eine ordentliche Backpfeife gebe, dann flüchten sie).
Ich konnte allerdings diese kleine Stubenfliege mit der Fliegenklatsche nicht erwischen. Sie entwich immer sehr geschickt, fast anmutig. Und ließ sich nicht abwimmeln. Dann warnte ich sie nur: "Lass mich endlich in Ruhe, sonst gibt's die Fliegenklatsche!" Und tatsächlich war sie eine Weile verschwunden. Dann kam sie wieder irgendwoher und ich fand sie auf einmal sehr amüsant, nannte sie Susi und gab ihr Wasser (z. B. ein paar Tropfen auf einer Untertasse) oder Brotkrümel, Apfelschalen und dergleichen. Sie fühlte sich wohl und schlief oft gemütlich auf meinem Bein, wenn ich im Sessel saß, oder in den Falten meines Hausmantels.
Susi war Vegetarierin (Stubenfliegen sind keine Fleischfresser), war sehr gut erzogen und störte niemals, wenn Besuch kam. Sie stellte sich nur kurz allen Gästen vor (Fliegen haben ganz bestimmte Gesten, um sich verständlich zu machen, wie ich beobachtet habe) und verschwand, während wir Kuchen zum Kaffee oder Tee aßen. Allerdings kam sie zu mir, nachdem wir fertig waren, um sich die Kuchenkrümel auf meinem Teller schmecken zu lassen. Meine Fliege Susi wurde zur Attraktion und schaffte es mit ihrem treffsicheren Instinkt, die Sympathien aller zu gewinnen.
Susi weckte mich immer morgens, indem sie durch die geöffnete Schlafzimmertür hereingeflogen kam und mir mit einem sanften Summen Guten Morgen wünschte. Doch sie war nicht lästig, sondern flog immer schnell wieder weg und wartete geduldig auf mich im Wohnzimmer. Ich habe vor Susi niemals gewusst, dass Fliegen so raffiniert sein können. Leider fiel Susi einer Spinne, die sich in einer Zimmerecke versteckt hielt, zum Opfer, sonst hätte ich sie im Frühling in die Freiheit entlassen.
Die Natur ist schon faszinierend.
Weitere Geschichten folgen.